Berthold Hellingrath wird 1877 in Elbing (heute : Elblag) geboren und verbringt seine Jugend in Danzig. An der dortigen Kunstschule erwirbt er sich auch seine ersten Kenntnisse auf dem Gebiet der Malerei.

Angeregt durch seinen Malerfreund Arthur Bendrath, findet er Kontakt zu dem zeitweilig in Paris arbeitenden Maler Gotthardt Kühl, der ihn nach Dresden empfiehlt.
Dort wird er Schüler von Gotthardt Kühl und Carl Bantzer .

In den frühen Ölbildern und Zeichnungen Hellingraths zeigen sich durch deren Einfluss Anklänge an den Jugendstil und an naturalistische Genremalerei wie auch Einflüsse des Impressionismus.
In München vervollständigt er seine Studien und erwirbt bei Maximilian Dasio die Grundlagen des Radierhandwerks.

So widmet er sich, nach Danzig zurückgekehrt, vorwiegend der Radierung. In seinem Radierwerk finden sich zahlreiche Städteansichten, überwiegend von Danzig (allein über 400 Motive), sowie von Thorn (Torun), Graudenz (Grudziadz), Elbing (Elblag), DresdenBerlin und überhaupt aus dem Ostseeraum, den er malend und zeichnend in seinem Segelboot bereist.

Zur Besonderheit seiner Radierweise schreibt Hans W.Singer in seinem Buch „Die moderne Grafik“ (1914):

„Ein wenig eigenartiger und abgerundeter ist vielleicht Berthold Hellingrath, der eine größere Folge von Motiven aus Danzig aufs Kupfer gebracht hat. In manchen Blättern gelang es ihm besonders gut, den richtigen Ausschnitt zu wählen.
Eine andere Gabe, nämlich dem alten Bauwerk eine sprechende Physiognomie, einen wirklichen Charakter zu verleihen, ohne in anthropomorphe Spielereien zu verfallen, weist er als die seine in dem Blatt mit dem „Brotbänkentor“ und dem „Frauentor“ nach............Alles in allem bilden seine Blätter eine sehr willkommene Gabe, da wirklich gute topographische Radierungen, die sich entschieden über den Stand der üblichen Vedute erheben, nicht allzu häufig sind.“


In Bezug auf die Danziger Zeit nach dem 1.Weltkrieg (Freistaat seit 1919) sind noch Hellingrathts Entwürfe für die ersten Danziger Briefmarken und das erste Notgeld (Inflationszeit) zu erwähnen.

Wegen der schwierigen Lage in Danzig nach dem Krieg entschließt sich Hellingrath 1925 schließlich, einen Lehrauftrag an der technischen Hochschule in Hannover für Architekturmalerei, Freihandzeichnen, Proportionslehre, Landschaftzeichnung, und Aktzeichnen anzunehmen. 1928 wird er dort zum Honorarprofessor ernannt.

Ab dieser Zeit widmet er sich vor allem der Temperamalerei und nimmt hier Elemente der zeitgenössischen Malerei auf. Dies führte dazu, dass 1937 seine Malerei von den Nationalsozialisten als „artfremd“ bewertet wurde, was zum Ausschluss aus der Reichskunstkammer führte.

Nach dem Krieg wird ihm für sein Lebenswerk das Bundesverdienstkreuz verliehen.

1954 kommt er durch einen Verkehrsunfall ums Leben.

Der Nachlass Hellingraths wird von seiner Nichte verwaltet.
Aus dem Nachlass sind sowohl Radierungen als auch Temperabilder käuflich zu erwerben.




Die Familie Hellingrath (um 1890)


Danziger Notgeld
(klicken Sie für eine große Ansicht auf die Abbildung)





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